Michael Oehme: Der individuelle Schutz des Verbrauchers ist keine Aufgabe der BaFin

Wir Menschen wollen für alles Verantwortung übernehmen. Wir fühlen uns dazu berufen vernünftig darüber zu entscheiden, inwiefern sich unser Leben gestalten soll: Wie mache ich Karriere? Verantwortlich sein für die berufliche Selbstverwirklichung. Wann bekomme ich Kinder? Verantwortlich sein für die persönliche Selbstverwirklichung. Für welches Smartphone soll ich mich eigentlich entscheiden? In einer schnellen, multi- und crossmedialen Welt wollen wir die Kontrolle behalten. Wir wollen uns vor potentiellen Gefahren schützen. Es scheint, als würden wir für alles Verantwortung übernehmen und jedes kleinste Detail noch so kritisch hinterfragen. Wenn es allerdings um Finanzprodukte geht, beschäftigen sich die Verbraucher teilweise nicht intensiv genug mit der Materie. Und das, obwohl ein Finanzprodukt möglicherweise ein ganzes Leben lang relevant für einen Anleger sein kann.

Der individuelle Schutz des Verbrauchers ist keine Aufgabe der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), wie deren Präsidentin, Elke König, erklärt. „Das Versicherungsaufsichtsgesetz nennt den Schutz der Versicherungsnehmer explizit als Ziel. Das Kreditwesengesetz stellt im Wesentlichen auf die Solvenzaufsicht ab, eines der effektivsten Instrumente des Verbraucherschutzes. Die Wertpapieraufsicht wiederum kümmert sich darum, dass die Regeln eingehalten werden, die für den Wertpapierhandel gelten“, so König. Der individuelle Schutz des Verbrauchers sei im deutschen Finanzsystem gekoppelt an ein gut ausgebautes Netz von Ombudsstellen und Verbraucherzentralen. Das angeschlagene Fremdbild mancher Finanzprodukte könnte durchaus optimiert werden, indem diese transparenter werden. Die Verbraucher setzten sich nicht intensiv genug mit den Produktinformationen auseinander, weil sie für Laien „Hieroglyphen“ darstellen. Sie sind unverständlich und kaum prägnant, während die Verbraucher sich zu wenig Zeit nehmen ein Finanzprodukt in allen Fassetten zu bewerten und auszuwählen. Wir alle haben 24 Stunden. Keine Sekunde mehr, keine Sekunde weniger. Wenn wir mehr Zeit investieren, bei Finanzprodukten aufmerksamer und ehrgeiziger zu werden, wenn wir den Biss entwickeln nachzufragen oder uns für ein anderes Produkt zu entscheiden, beeinflussen wir unsere Zukunft als Verbraucher und Anleger positiv.